Was Mitarbeitern heute wichtig ist – Michael Bartz / derStandard

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Wer flexibles Arbeiten nicht anbietet, ist als Arbeitgeber wenig attraktiv

Unsere Lebenswelten haben sich in den letzten zehn Jahren grundlegend geändert. Technologien spielen dabei eine große Rolle, wie z. B. Handys, E-Mail, Skype, Facebook, Twitter oder einfach nur Online-Shopping. Am Ende können wir heute so ziemlich alles von überall aus erledigen. Diese Veränderungen wirken sich auch auf unsere Erwartungen an unsere Arbeitsweisen und den Arbeitsplatz aus. Das zeigt sich vor allem in der Forderung von Mitarbeitern nach mobilem Arbeiten, was eine enorme Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort mit sich bringt. Oder einfacher gesagt: Mitarbeiter von heute teilen sich ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort gerne selber ein: Zahnarzttermin um 14 Uhr? Kein Problem. Die „verlorene“ Zeit wird später nachgeholt. Manche Menschen arbeiten lieber abends. Auch der Arbeitsort kann vielfach nicht mehr mit der Firmenadresse gleichgesetzt werden. Wobei zu erwähnen ist, dass nicht jede Arbeit dazu geeignet ist, um sie zu Hause am Küchentisch zu erledigen. Genauso wenig, wie jeder Mitarbeiter gerne von außerhalb arbeitet. Es gibt Arbeiten, wo mobile Arbeitsweise wenig bis kaum sinnvoll ist, und Mitarbeiter, die eine Büroumgebung dem heimischen Wohnzimmer bei weitem vorziehen. Und das ist auch völlig in Ordnung so.

Johannes Kopf, Vorstand des AMS, dazu: „Unternehmen, die von ihren Bewerbern und Bewerberinnen neben guter Ausbildung Kreativität und Flexibilität erwarten, sehen sich plötzlich damit konfrontiert, dass ein gutes Gehalt, Handy und Laptop allein als Gegenleistung nicht mehr reichen. Diese Mitarbeiter erwarten sich ebensolche Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit, aber auch jene Kreativität in der Arbeitsorganisation, die ein höheres Maß an Selbstbestimmung möglich macht.

Großes Plus fürs Employer Branding

Auch hier gilt: Gießkannenprinzip ist out. Es geht um das Anbieten von Optionen, die Mitarbeiter nutzen können oder auch nicht. Wie wichtig dieses Angebot ist, belegt die Studie „New World of Communication 2014: Wie gearbeitet wird – Kommunikation & Collaboration in Österreich“, die die HMP Beratungs GmbH gemeinsam mit Michael Bartz vom IMC Krems und dem Report Verlag bereits zum vierten Mal durchgeführt hat. 76,7 Prozent der Studienteilnehmer aus 13 Branchen sind der Meinung, dass Unternehmen die keinflexibles Arbeiten anbieten, für potenzielle Bewerber unattraktiver sind. Doch nicht nur die mobile und flexibleArbeitsweise prägt die New World of Work. Auch alternative Beschäftigungsformen nehmen zu und werden auch weiterhin zunehmen, wovon bereits 64,1 Prozent der 261 Studienteilnehmer von „New World of Communication 2014“ überzeugt sind. Hier sind Sabbaticals genauso zu nennen wie der Umstieg von Voll- auf Teilzeit oder auch die teilweise Selbstständigkeit von Mitarbeitern, die einen Prozentsatz ihrer Arbeitsleistung in ihre eigene Firma investieren wollen.

Gehalt ist also nicht mehr alles. Genauso wenig wie das „Sich-mit Haut-und-Haaren-einem-Job-Verschreiben“. Dabei werden wir mit Sicherheit weder fauler noch ineffizienter. Ganz im Gegenteil. Es werden nur alle Interessen, die im Zuge von Veränderungsprozessen dazugekommen sind, vermehrt unter einen Hut gebracht. Der Gedanke, es gebe auch „ein Leben außerhalb der Firma“, bekommt durch die mobile Arbeitsweise eine gänzlich neue Bedeutung. Und besagtes Leben außerhalb der Firma wird häufig für alternative Beschäftigungsinhalte genutzt, wie etwa eine eigene Firma oder ein eigenes Projekt. Hier spielt der Aspekt der Selbstverwirklichung eine weitaus größere Rolle als die reine Auslebung des Privatlebens.

Unternehmen werden sich auf diese Veränderungen, Wünsche, Ideen und ja, auch Forderungen von Mitarbeitern einstellen müssen. Tun sie es nicht, drohen Einbußen beim Employer-Branding und das sukzessive „Austrocknen“ der Bewerber-Pipelines – vor allem, wenn es um junge, erfolgshungrige Talente geht. Diese werden – auch durch die steigende Überalterung – immer rarer und gefragter und können es sich, ganz nach dem altbewährten Prinzip von Angebot und Nachfrage, ihre Arbeitgeber in Ruhe aussuchen.

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